[Mary Wigman]

 

 

aus: „Der freie Tanz“

 

„Untrennbar von einander schienen bisher Musik und Tanz. Und alle Versuche, die in Conventionen erstarrte Bewegung zu verlebendigen gingen darauf aus, eine Einheit zwischen diesen beiden Künsten herzustellen. Eine Einheit, die es, allem musikalischen Sehnen zum Trotz, wohl nie gegeben hat und auch nicht geben wird. – Tanz und Musik? Sie sind sich viel zu ähnlich, zu gleichwertig, um eines im anderen aufgehen zu können, ohne sich gegenseitig vom Eigensten, Besten zu nehmen. Sie gehorchen ja den gleichen Gesetzen, und daran mag es liegen, daß den Menschen immer wieder das Verschmelzen der beiden Gebiete als ein Vervollkommnen des Tanzes vorschwebt. [...] Frei werden von der Musik! Das müßten sie alle! Erst dann kann sich die Bewegung zu dem entwickeln, was alle von ihr erhoffen: zum freien Tanz, zu reiner Kunst.“

 

Undatiertes Manuskript von Mary Wigman im Archiv der Akademie der Künste Berlin, Signatur 83/73/1443 – 551, wohl vor 1930.