II. Temporäre Orte und raumorientierte Kunstprojekte

Musée Précaire Albinet

Ein Projekt von Thomas Hirschhorn & Les Laboratoires d'Aubervilliers
Der Kunst- und Residenzort Les Laboratoires d’Aubervilliers realisierte 2004 gemeinsam mit Thomas Hirschhorn das ehrgeizige Projekt Musée Précaire Albinet. Über einen Zeitraum von vier Wochen wurden bedeutende Gemälde aus Pariser Museen in einem Vorort von Paris als temporäres Museum gezeigt, unter Einbindung der lokalen Bevölkerung. Wir dokumentieren das Vorhaben anhand von programmatischen Texten und ausgewählten Photos.

ECHOHAUS – der gefaltete Raum

Felix Kubin (Hamburg) im Gespräch mit Burkhard Friedrich (Berlin)
Als offen angelegtes Experiment brachte Echohaus 2009 ein klassisch-modernes Ensemble mit einen elektronischen DIY-Musiker und einem Produzenten für Underground-Popmusik zusammen. Für die einwöchigen Aufnahmen in dem Hamburger Studio Electric Avenue galten einige Regeln: keine künstlichen Halleffekte oder digitalen Plug-Ins verwenden, nur die akustischen Reflexionen echter Räume, keine Overdubs. 2010 erschien aus dem Projekt ein Tonträger beim Hamburger Avantgarde-Label Dekorder. Im gleichen Jahr gab es eine Uraufführung beim Märzmusik Festival in den Berliner Sophiensaelen. Aus Anlaß des 10-jährigen Jubiläums des Raum-Klang-Projektes Echohaus sprachen die beiden Komponisten und Musiker Felix Kubin und Burkhard Friedrich über dieses Projekt und die grundlegende Bedeutung von Raum als Klangkörper, vom Komponieren durch Bewegung im Raum und von technisch generierten parallelen Räumen.

Die Stadt als Bühne sehen – die Veranstaltungsreihe "Disappearing Berlin"

Marie-Therese Bruglacher (Berlin) / Verena Elisabet Eitel (Berlin)
2019 und 2020 fand in Berlin die Veranstaltungsreihe "Disappearing Berlin" des Schinkel Pavillon statt. In 13 Veranstaltungen schufen internationale Künstler*innen und Gruppen Projekte an Orten, die den Wandel, den Umbruch und vor allem das Verschwinden im Stadtgefüge Berlins kennzeichnen – architektonisch, gesellschaftlich, kulturell. Die dadurch entstandenen, temporären Begegnungsorte warfen Fragen über die Geschichte, die Gegenwart vor allem aber über die Zukunft der Stadt Berlin als Lebensraum auf. Der Beitrag collagiert ein Gespräch mit der Projektleiterin und Co-Kuratorin des Projektes, Marie-Therese Bruglacher mit ausgewähltem Foto- und Bewegtbildmaterial der einzelnen Veranstaltungen.

Einstweilen im Dazwischen – das Interim als Möglichkeit, andere Umgebungen zu erschließen und variable Räume zu erproben

Barbara Büscher (Köln/Leipzig)
Durch Rekonstruktion, Umbau und Renovierung/ Erweiterung sind oder waren eine Reihe von städtischen und staatlichen deutschen Theatern in den letzten Jahren gezwungen, sich im Interim mit anderen Standorten, neuen Umgebungen und variablen Raumaufteilungen in großen Hallen auseinanderzusetzen. Dass der Umgang mit dieser vermeintlichen ‚Notlösung‘ auf sehr unterschiedliche Weise produktiv gemacht werden kann, wird anhand von zwei Beispielen bzw. Projekten entfaltet. Verschiedene künstlerische und stadtpolitische Strategien werden beschrieben, die das räumlich Institutionalisierte ergänzen und kritisch befragen, sich z.B. den anderen Nachbarschaften, die aus Spielstätten jenseits des Stadtzentrums resultieren, öffnen. Ein drittes Beispiel dokumentiert Interim als nomadisierende Bespielung einer Vielzahl verschiedener städtischer Orte und Räume. Die experimentierende Aneignung von Interimssituationen lässt sich im Kontext der Konzepte von Schwellen-Räumen als Orten der Aushandlung und Beweglichkeit diskutieren.