II. Mobilität und Bewegung als Kontexte von Bauen und Aufführen

Bewegung und Dynamik in den Bauten für die Aufführungskünste. Räumliche Konstellationen und Atmosphären

Annette Menting (Leipzig)
Bewegung und Dynamik werden hinsichtlich ihres Einflusses auf Raum, Architektur und Stadt für die Bauten der Aufführungskünste untersucht. Zu den unterschiedlichen Aspekten gehören die Bewegungsprozesse von Aufführenden und Publikum, die beweglichen Elemente zur Raumwandelbarkeit sowie die Mobilität von Spielorten. Reflektiert wird ihre Relevanz für eine potenzielle Raumaneignung, eine Atmosphäre neuer Kunsträume sowie ein reziprokes Verhältnis von Spiel- und Stadtraum. Angesichts dieser Kontexte werden exemplarische raumbezogene Diskurse, architektonische Konzepte und der Gebrauch von vier realisierten Bauten betrachtet, die seit den 1960er Jahren in Berlin und im Ruhrgebiet entstanden sind.

Theater in Bewegung. Eine Befragung des „Architektonischen“ anhand mobiler und temporärer Aufführungsanordnungen

Verena Elisabet Eitel (Berlin)
Schon lange bespielen Theater Räume und Orte jenseits ihrer eigenen Spielstätten. Worin liegt der Reiz temporärer Aneignung von oft theaterunspezifischen Orten? Welche Abgrenzungen gegenüber spezifischen Theaterbauten und deren impliziten Verhaltens- und Handlungsweisen werden sichtbar? Anhand von fünf Projekten – „Rollende Road Schau“ (Bert Neumann/Volksbühne Berlin), „The World Is Not Fair – Die Große Weltausstellung 2012“ (HAU Berlin/raumlaborberlin), „Faust (to go)/Nathan (to go)“ (Düsseldorfer Schauspielhaus) und „shabbyshabby Hotel“ (Theater der Welt 2014) – werden unterschiedliche Spielarten eines Theaters in Bewegung aufgezeigt. Mobile und temporäre Aufführungsstrukturen werden zum „Architektonischen“ des Theaters ins Verhältnis gesetzt und es wird nach der Verschiebung der architektonischen Schwelle (Dirk Baecker) gefragt, die neue Ansätze im Umgang mit und Zugang zu den Aufführungskünsten hervorbringen kann.

„Better City, Better Life“. Ein Gespräch über „The World Is Not Fair – Die Große Weltausstellung 2012“

Benjamin Foerster-Baldenius, Christoph Gurk, Philip Oswalt und Matthias Rick (Berlin)
Unter ironischer Bezugnahme auf die Tradition der Weltausstellungen und der Expos, die seit mehr als 160 Jahren weltweit an wechselnden Schauplätzen ausgerichtet werden, stand vom 1. bis zum 24. Juni 2012 ein Ausstellungsparcours mit 15 Pavillons auf dem Flugfeld des ehemaligen Flughafens Tempelhof zur Erkundung bereit: „The World Is Not Fair – Die Große Weltausstellung 2012“. Wir veröffentlichen erneut ein Gespräch, das 2012 zwischen Benjamin Foerster-Baldenius und Matthias Rick von raumlaborberlin, dem Dramaturgen Christoph Gurk und dem Publizisten und Architekten Philipp Oswalt stattfand, in dem sie über den Rahmen nachdenken, in dem dort Orte höchst subjektiver künstlerischer und politischer Reflexion entstehen sollen.

Entwerfen – produzieren – transformieren. Vom Freiraum zum Zukunftsraum

Amelie Deuflhard (Hamburg)
Freiräume zu entdecken und zu erobern ist ein Politikum, vor allem in Ballungsgebieten, in denen Räume sich immer mehr verknappen. Wenn sie zu Zukunftsräumen werden sollen, muss das ihnen zugrundeliegende Konzept aber immer als im Prozess befindlich und damit beweglich verstanden werden. Der Raum kann Ideen hervorrufen, gleichzeitig transformiert jede Nutzung wieder den Raum. Raum und Ideen sind in einem permanenten Dialog. Neue Räume schaffen immer auch neue Akteur*innen, die selbstbeauftragt agieren und handeln – Projektemacher*innen, Künstler*innen, kulturelle Entrepreneurs, die ohne Institutionen und ohne Ballast von Tradition entwerfen können. So können Freiräume auf politische, gesellschaftliche, künstlerische Realitäten reagieren und zu Inkubatoren von Zukunft werden. An unterschiedlichen Beispielen sollen Potenziale der Transformation von Räumen zwischen 1996 und heute nachgezeichnet werden.