Puzzle

Wie eine Sammlung zur Aufführung kommt oder: Wie ein Gebäude eine Sammlung kuratiert

 

Julia Schäfer (Leipzig)

 

 

 

Ein Puzzle ist ein mechanisches Geduldsspiel. Man kann davon ausgehen, dass ein Puzzle aus vielen Teilen besteht und diese zusammengenommen ein Ganzes ergeben. Ich habe für das Puzzeln nie eine Leidenschaft entwickeln können. Mir fehlten der Ehrgeiz, die Geduld und auch die Ausdauer, etwas Vorgefertigtes aus Einzelteilen zusammenzusetzen. Zum Glück lässt sich jedoch der Metapher des Puzzelns mehr entnehmen als nur das Zusammenlegen eines Gesamten. Im Puzzeln haben die Teile ihren Platz, sie hängen zusammen, sie tragen sich. Fehlen Teile, kann man das Ganze trotzdem erleben und zusammensetzen.

Die Idee des Puzzles diente mir 2010/2011 als Ausgangspunkt zur Entwicklung eines experimentellen Ausstellungsprojekts im Neubau der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig (in der Folge GfZK). Die GfZK liegt zentrumsnah in Leipzig, einer Stadt mit damals ca. 500.000 Einwohner_innen und vergleichsweise vielen Museen, Galerien und Off-Spaces, die sich mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen. Der Schwerpunkt der GfZK liegt auf aktuellen, gesellschaftlich relevanten und sozial engagierten Projekten. Sie arbeitet thematisch und sucht neue Wege der Auseinandersetzung in Ausstellung, Vermittlung und Kommunikation.

 

I.

Mein Auftrag war es, erstmalig eine einjährige Sammlungsausstellung im Neubau zu konzipieren. Bisher hatten solche Schauen in der Villa, dem Altbau der GfZK, stattgefunden.

 

Abb. 1: Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, 1998
Foto: Copyright: Hans-Christian Schink, punctum & GfZK

 

Abb. 2: Ausstellungsmodell Trautes Heim, 2003
Foto: Copyright: Julia Schäfer & GfZK

 

Abb. 3: Neubau, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, 2004
Foto: Copyright: Wolfgang Thaler & GfZK

 

Abb. 4: Neubau, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, 2004
Copyright: Architekturbüro: as-if. berlinwien

 

Der Neubau ist ebenerdig. Große Glasfronten öffnen sich zur Stadt und zu den Passant_innen. Die Raumproportionen stehen – meiner Wahrnehmung nach – in einem angenehmen Körperverhältnis. Es gibt zwei unterschiedliche Raumhöhen, Ober- und Unterlichter wechseln sich ab. Die Räume fließen ineinander: Kein Raum lässt sich akustisch und/oder lichttechnisch von einem anderen wirklich abtrennen. Viele der Wände sind manuell verschiebbar, sodass sich für jede Ausstellung neue Wege ergeben: Mal gibt es eine festgelegte Laufrichtung, mal mehrere Eingänge gleichzeitig. Die Oberflächen machen keine Trennung zwischen Boden, Wänden und Decken. Das Innere des Neubaus ist von mehreren Grautönen bestimmt: Ein helles und ein dunkleres Grau definieren die Bodenflächen als Display- und Non-Display-Zonen, Grautöne unterscheiden auch feste von verschiebbaren Wänden. Zusätzlich gibt es mehrere Sichtbetonwände. Die Oberfläche des Kinos besteht aus schwarzem Gummi, welcher auch die Fassadenwände des Baus überzieht.

Ich empfand es als Herausforderung, für den Neubau eine statische Ausstellung von längerer Dauer zu entwickeln. In seiner Anlage als flexibles Raumgefüge konnte er nicht starr bleiben, schon gar nicht, wenn wir es mit der Sammlung zu tun hatten. Sie hat eine Geschichte und ist selbst Narration. Sie zeigt die Spuren der Gründungsväter und -initiativen, zum Beispiel eine Bilderspende des Kulturkreises des BDI[1] oder von privaten Sammler_innen und Künstler_innen gestiftete Arbeiten unterschiedlicher Provenienzen.

Es war mir daher wichtig, auch den Raum als Teil der Ausstellung zu thematisieren: Etwas zu entwickeln, das spezifisch für den Neubau sein würde und in der Villa, dem älteren der beiden Ausstellungshäuser, so nicht stattfinden könnte.

Dieser Herausforderung begegnete ich mit einer Form des dynamischen Kuratierens – dem Konzept von PUZZLE. Mit dem Begriff dynamisches Kuratieren bezeichne ich das Verlassen des Systems, welches vorsieht, eine Ausstellung nicht mehr zu verändern, sobald sie eröffnet ist. Zu Beginn der Planungen arbeitete ich ohne thematische Klammer und ohne explizit formulierten Schwerpunkt. Ich zerschnitt den Grundriss des Neubaus, 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche, in zehn polygonale Splitter. Zusammengesetzt ergaben sie wieder den kompletten Neubau. Über das Spiel mit diesen Raumzonen gelangte ich zu der Idee, jede davon einem anderen Thema zu widmen und Ko-Produzent_innen dazu einzuladen, mit mir gemeinsam ein Bild der Sammlung zusammenzupuzzeln. So entstand der Ausstellungstitel.

 

Abb. 5: Modellplan I zur Ausstellung PUZZLE, 2010,
Foto: Copyright: Julia Schäfer & GfZK


Abb. 6 links/rechts: Modellplan II zur Ausstellung PUZZLE, 2010,
Foto: Copyright: Julia Schäfer & GfZK

 

II.

Meinem beruflichen Leitmotiv Vermittlung als kuratorische Praxis folgend, lud ich schließlich acht verschiedene Protagonist_innen beziehungsweise Gruppen ein, mit mir gemeinsam die Sammlung zur Aufführung zu bringen. Alle Beteiligten erhielten den Auftrag, sich mit der Sammlung zu beschäftigen und mit ihr zu arbeiten, wobei sie selbst bestimmen konnten, wie sie diesen Auftrag umsetzten. Die Eingeladenen lernten die Sammlung über Führungen durch das Depot kennen und jede_r, die/der es wollte, erhielt die komplette Datenbank auf CD, sodass alle Beteiligten über das Vor-Ort-Stöbern die Sammlung erkunden konnten.

Nachdem die Mitspieler_innen ihre Ideen entwickelt hatten, kamen für PUZZLE insgesamt vierunddreißig Puzzleteile in Form von Projekten, Ausstellungen und Installationen zusammen, die in den zehn Raumzonen teils gleichzeitig, teils nacheinander präsentiert wurden.

Die Zonen hatten jeweils verschiedene Schwerpunkte und Ko-Produzent_innen: Für Interventionen lud ich Künstler_innen ein, mit neu produzierten Arbeiten auf die Sammlung zu reagieren.[2] Die Klasse Intermedia der Hochschule für Grafik und Buchkunst entwickelte sechs auf die Sammlung bezogene künstlerische Projekte von Performance bis zu Installation und Videoarbeiten.[3] Anders Sammeln zeigte, was der Sammlung fehlte und beleuchtete damit die Sammlungspolitik.[4] Unter dem Titel Neuerwerbungen? wurden Arbeiten präsentiert, die ursprünglich in Zusammenarbeit mit der GfZK entstanden waren, jedoch zum Zeitpunkt der Ausstellung nicht mehr Teil der Sammlung waren.[5] Für Puzzle im Puzzle wählte die Depotverwalterin Stücke aus der Sammlung aus.[6] Kabinett bezog sich auf eine existierende Ausstellungsreihe, in der die Kustodin Unbekanntes, meist grafische Arbeiten, aus der Sammlung vorstellte.[7] Die Kunstvermittlerinnen der GfZK erarbeiteten für die Zone GfZK FÜR DICH zusammen mit Kindern und Jugendlichen zwei Präsentationen.[8] Auch das Vermittlungsteam (V-Team) beteiligte sich mit Projekten zu Fragen der Haltung gegenüber der zeitgenössischen Kunst.[9] In der Konservierungsmaschine, ebenfalls ein bestehendes GfZK-Projekt, machten Restauratorinnen am Beispiel eines Werkes Arbeitsmethoden und Probleme beim Erhalt von Kunstwerken transparent.[10] Schließlich lud ich Mitglieder des Förderkreises ein, Ausstellungen mit Arbeiten aus der Sammlung zu kuratieren beziehungsweise diese zu kommentieren.[11] Bei der Verteilung der Raumzonen versuchte ich, keine Hierarchien zu erzeugen und den eingeladenen Künstler_innen nicht etwa mehr Platz zuzuweisen als den Kindern und Jugendlichen. Dieses demokratische Prinzip war sehr wichtig für das Gelingen von PUZZLE. Meine Funktion sah ich in der einer Regisseurin und Gastgeberin, einer Managerin und Vermittlerin, die den Rahmen zur Verfügung stellte, die Zonen markierte und zuordnete, die beratend zur Seite stand und alle Projekte koordinierte und beobachtete.

 

III.

Bei 48 Mitspieler_innen konnte das Projekt nicht an allen Stellen gelingen. Pannen waren Teil des Systems.

Die Verantwortung für die Gesamtgestaltung der Ausstellung lag – trotz demokratischen Anspruchs – weiterhin in meiner Hand als Kuratorin. Ich entschied mich dafür, manche Wände farblich zu markieren. Hierfür wendete ich das Farbsystem des Sammlungskatalogs auf die Räume an [Stecker, Steiner 2007]. Im Katalog strukturieren Farben die Werke der Sammlung nach Zugang und Periode in der Geschichte des Hauses. Diese Farben unterstützen, ähnlich wie im Katalog, die Orientierung in der Ausstellung. Während sich die Beiträge von PUZZLE ständig änderten, blieben die farbigen Wände gleich. Auch für die Fotodokumentation von PUZZLE entpuppten sich die Wandfarben als hilfreiches Orientierungssystem. Dies ist ein Beispiel für einen der vielen Momente, in dem sich etwas aus dem Prozess heraus entwickelte, anstatt von Beginn an komplett durchgeplant zu sein.

 

Abb. 7: Ausstellungsansicht PUZZLE, GfZK 2010,
Foto: Copyright: Sebastian Schröder & GfZK

 

Um das Zurechtfinden zusätzlich zu erleichtern, entwickelten die Grafiker_innen für die Ausstellung ein magnetisches Beschilderungssystem. Auf einer großen Übersichtstafel im Schaufenster des Neubaus konnte man zudem nachvollziehen, welche Puzzleteile bereits ausgestellt worden waren und was in Zukunft zu sehen sein würde. Innerhalb der Raumzonen gab die Beschilderung Auskunft über die jeweilige Zone, das aktuelle Projekt und die daran beteiligten Mitspieler_innen und Künstler_innen.

Konzept und Vorgehen des Projekts PUZZLE spiegelt meine Haltung zur Vermittlung als kuratorische Praxis wieder. Selbst aus der Vermittlung kommend, bleibt für mich das Kuratieren ohne Vermittlung undenkbar. Fragen, die die Rezeption der Ausstellung mitdenken, stelle ich mir jedes Mal aufs Neue und jedes Mal nimmt der Versuch einer Antwort darauf neue Formen an. Bei PUZZLE entstand durch das Einbeziehen der ganz unterschiedlichen Ko-Produzent_innen eine besondere Vielstimmigkeit, die sich fast selbst erklärte.

Die verschiedenen kuratorischen Handschriften wurden zur Bereicherung. Das, was sonst ausschließlich Künstler_innen gestattet blieb, durften nun alle Eingeladenen machen: Sie konnten bauen, erweitern, kommentieren, kuratieren und die Sammlung so behandeln, als wäre sie ein Gegenüber auf Augenhöhe. Künstler_innen kuratierten, Vermittler_innen bauten Installationen, Kinder vermittelten, Studierende produzierten neu und kommentierten die Sammlung.[12]

 

IV.

Viele Anregungen wurden im Prozess aufgegriffen, auf ungeplante und unerwartete Weise produktiv gemacht. Als das Vermittlungsteam beispielsweise von der Depotverwalterin eine Führung durch das Depot erhielt, betonte diese, dass es für manche Arbeiten keine „adäquate Abbildung“ gäbe. Mit dieser Tatsache beschäftigte sich das V-Team anhand der Arbeit O.T. von Rosemarie Trockel. Es zeigte in seinem PUZZLE-Beitrag Für diese Arbeit existiert keine adäquate Abbildung sämtliche Reproduktionen der Arbeit, die sie recherchieren konnten. Die schlechteste Reproduktion wurde auf einer neuen Postkarte veröffentlicht. Man konnte auch einer Audio-Spur folgen, die die Arbeit sehr detailreich beschrieb. Das Original blieb unsichtbar.

 

Abb. 8: Ausstellungsansicht PUZZLE, GfZK 2010,
Foto: Copyright: Sebastian Schröder & GfZK

Abb. 9: Ausstellungsansicht PUZZLE, GfZK 2010,
Foto: Copyright: Sebastian Schröder & GfZK

 

Nun ergab es sich, dass zeitversetzt im Bereich der Interventionen der slowenische Künstler Tadej Pogacar seinen Beitrag für PUZZLE zeigte. Er kuratierte eine Auswahl an Sammlungsarbeiten, darunter auch die Arbeit von Trockel. Das wussten die Beteiligten nicht und für zwei Wochen ergab sich eine äußerst spannende Gleichzeitigkeit.

In den ersten Wochen bildete sich ebenfalls ein ungeplanter Schwerpunkt im Bereich Performance. Carola Dertnig (Interventionen) hatte eine Art Partitur für eine performative Auseinandersetzung mit der Sammlung aufgebaut. Angelika Waniek (Klasse Intermedia) performte zur Eröffnung die Gründungsgeschichte der GfZK. Angelika Richter (Anders Sammeln) zeigte Arbeiten von Künstlerinnen aus der DDR, die performative Ansätze verfolgten.

Guillermo Fiallo Montero (Klasse Intermedia) führte für seine Arbeit Zwischensicht Video-Interviews mit unterschiedlichen Personen aus der GfZK durch, in denen er sie bat, eine für sie besonders bemerkenswerte Arbeit aus der Sammlung zu beschreiben. Die Arbeiten selbst waren nicht zu sehen. Im Nachbarraum war anfangs noch der Beitrag des Vermittlungsteams zu sehen. Dieser wurde durch eine neue Arbeit des gleichen Teams mit dem Titel Pile this end up abgelöst. Andrea Günther zeigte darin eine Vielzahl an Holzkisten, Kartons und verpackten künstlerischen Arbeiten aus der Sammlung. Auch sie hatte sich entschlossen, die Sammlungsobjekte selbst nicht zu zeigen. Als ich die Parallelen zwischen Montero und Günther absehen konnte, entschied ich mich, die Tür, die sie trennte, einen Spalt weit aufzuschieben.

 

Abb. 10/11: Faltblattführungen zur Ausstellung PUZZLE von Christin Müller

 

 

Abb. 12-15: Ausstellungsansicht PUZZLE, GfZK 2010,
Foto: Copyright: Sebastian Schröder & GfZK

 

Durch das System von PUZZLE ergaben sich, wie an den beschriebenen Beispielen deutlich wurde, ständig Verschiebungen von Bedeutung. Was vermeintlich fix in einem Zusammenhang stand, konnte eine Woche später an Halt verloren haben, oder aber es musste sich neu behaupten und in neue Dialoge treten. Ständig überschnitten sich Ebenen und Bedeutungen. Für die konkrete Vermittlungspraxis in der Ausstellung bedeutete dies die Notwendigkeit, die Inhalte wöchentlich zu aktualisieren. Als Antwort auf diese Herausforderung entstanden die bereits erwähnten Faltblattführungen zu verschiedenen Themenschwerpunkten. Sie wurden von Christin Müller, einer Kollegin aus dem Vermittlungsteam, konzipiert. Sechs Führungsbögen entstanden: Führung in Farbe, Führung mit Bewegung, Führung zum Hinhören, Werkstoffführung, KünstlerInnenführung und Führung über Veränderungen. Das kuratorische Gesamtkonzept der Ausstellung setzte – dem demokratischen Ansatz folgend – auf Ebenerdigkeit. Selten wurde ein Kunstwerk auf einen Sockel gestellt. Künstlerischen Arbeiten wurden Dinge des Alltags zur Seite gestellt, sie wurden ergänzt und erweitert. Die Kinder des ersten Beitrags der GfZK FÜR DICH mit dem Titel Monster und Sport bauten zum Beispiel vor einer Arbeit von Plamen Dejanoff und Svetlana Heger einen Hometrainer auf, von dem aus man sitzend und bei einer recht hohen Geschwindigkeit tretend einen Song zum Klingen brachte, der das ‚Guckvergnügen‘ des abgebildeten BMWs noch steigern sollte. Kolleg_innen anderer Häuser, denen ich diese Arbeit vorführte, kommentierten dies oft mit: „Das wäre bei uns undenkbar!“

 

V.

Beim Arbeiten an der Publikation stellte sich heraus, dass das vielseitig verzahnte Projekt sehr schwer in einem Buch abzubilden war. Darstellung und Vermittlung der Prozesse im prozessualen Kuratieren sind eine Herausforderung, da das Buch ein vergleichsweise statisches bzw. lineares Medium ist.

 

Abb. 16: Ausstellungsansicht PUZZLE, GfZK 2010,
Foto: Copyright: Sebastian Schröder & GfZK

 

Es ist kein Puzzle entstanden, welches nur ein bestimmtes Bild erzeugt und als richtig zulässt. Es ist ein Puzzle aus 34 Projektsplittern. Alle zusammengenommen erzeugen eine Spannung, ein Miteinander, eine Dynamik, die wir sonst in Gruppenausstellungen nicht erleben, in denen Räume und Sequenzen ausschließlich von Künstler_innen bespielt und gestaltet werden. Diese Lebendigkeit und Dynamik hat mein Denken über das Kuratieren weitergebracht. Die Zusammenarbeit mit sehr unterschiedlichen Protagonist_innen belebte den Alltag, wie auch die Herausforderung, verschiedenste Sprachen sprechen zu müssen. Kunstbegriffe purzelten durcheinander und doch trafen sich alle in der sehr eigenen Auseinandersetzung mit der Sammlung der GfZK. Der Sammlung selbst hat die frische und sehr unterschiedliche Luft gutgetan und wir haben alle profitiert vom Blick der anderen.

 

PUZZLE war bis dahin mein umfangreichster Versuch, Kuratieren anders zu denken und zu realisieren. Aktiv beteiligt waren 48 Mitspieler_innen im Alter von 5 bis 75 Jahren, mit verschiedenen biografischen Hintergründen und unterschiedlichen Berufen. Es wurden Arbeiten von 57 Künstler_innen aus der Sammlung der GfZK gezeigt und weitere 19 Positionen, die nicht Teil der Sammlung waren. Mehrere Beiträge nahmen Bezug auf Werke in der Sammlung, ohne dass diese im Original präsentiert wurden. Neun Arbeiten sind neu für PUZZLE entstanden. Darüber hinaus brachten Mitglieder des Förderkreises Kunstwerke aus Privatbesitz ein. Während der Laufzeit der Ausstellung wurden fünf Arbeiten angekauft.

Am Ende des Projekts wäre das Prinzip des Legespiels Tangram als Titel vielleicht passender gewesen, da sich eine Vielzahl an Verbindungen innerhalb der Ausstellung ergeben haben, die weit über den Anspruch an etwas genau Definiertes hinausgehen. PUZZLE wurde vielmehr zum offenen System für unzählig viele Möglichkeiten, die bis heute noch nicht alle ergründet sind und deren Auswirkungen immer noch Blüten tragen.[13]

 

 

 



[1] „Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft fördert seit 1951 Kunst und Kultur und setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der Kultur als unverzichtbare Ressource verstanden wird.“ Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI. www.kulturkreis.eu, 29.07.2019.
[2] Die Künstler_innen waren Carola Dertnig, Tadej Pogacar und Cornelia Friederike Müller.
[3] Angelika Waniek, Sabine F., Guillermo Fiallo Montero, Stefan Hurtig, Franzika Jyrch und Meta Einvald waren damals Kunststudent_innen.
[4] Angelika Richter (Kuratorin) zeigte Inszenierungen des Eigen_Sinns, Julia Schäfer (Kuratorin) zeigte Covergirl/Wespenakte. In beiden Präsentationen ging es um eine kritische Auseinandersetzung mit der DDR. Gleichzeitig handelte es sich bei den Ausgestellten um Künstlerinnen, deren Anteil in der GfZK-Sammlung zu dem Zeitpunkt noch sehr klein war.
[5] Zu den Künstlerinnen gehörten Antje Schiffers, Dorit Margreiter, Dora Garcia und Sofie Thorsen.
[6] Depotverwalterin war Angela Boehnke.
[7] Heidi Stecker war Kustodin.
[8] Teil 1: Lena Seik, Alexandra Friedrich (Kunstvermittlerinnen), Tristan Schulze (Interaction-Designer) mit Willem Conrad, Leo Hingst, Max Fechner (Schüler); Teil 2: Lena Seik, Alexandra Friedrich (Kunstvermittlerinnen), Tristan Schulze (Interaction-Designer), Erika Miersch (Lehrerin), Martin Reich (Techniker), Gereon Rahnfeld (Praktikant) und die Schüler_innen der 7. Klasse der Petri-Schule.
[9] Franziska Adler (Illustratorin/Kunstvermittlerin), Kristin Meyer (Comiczeichnerin/Kunsthistorikerin), Julia Kurz (Theaterwissenschaftlerin/Kunstvermittlerin), Luise Schröder (Künstlerin), Christin Müller (Kunstvermittlerin) und Andrea Günther (Künstlerin).
[10] Sybille Reschke und Angelika Hoffmeister zur Nedden (Restauratorinnen).
[11] Anneliese Böhm (Lehrerin), Stephan Schikora (Finanzbeamter), Verena Tintelnot (Kunsthistorikerin/Feldenkraislehrerin), Henrik Pupat (Kulturjournalist) und Doris Staufenbiel (Kardiologin).
[12] Die ehemalige Kunststudentin Franziska Jyrch schenkte der GfZK vier Jahre nach Ende von PUZZLE ihre damals produzierte Arbeit Wahl 326 B1/B2 (2010) und ging somit in den Bestand selbst ein.
[13] Hiermit ist einerseits das Denken über das Ausstellen gemeint. Andererseits besteht mit manchen Teilnehmer_innen weiterhin eine produktive Zusammenarbeit. Interessant ist, dass nach Abschluss des Projekts noch weitere Ausstellungen mit dynamischem Ansatz in der GfZK stattgefunden haben: Europa N (2011), Kunst-Kunst. Von hier aus betrachtet! (2012), Hausgemeinschaft (Family Affairs) (2013), Travestie für Fortgeschrittene 1-3 (2015/2016).

 

 

Literatur:
Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI. www.kulturkreis.eu, 29.07.2015.
Schäfer, Julia. PUZZLE. Wie eine Sammlung zur Aufführung kommt. Wie ein Gebäude eine Sammlung kuratiert. Berlin 2013.
Schäfer, Julia. „Vor heimischer Kulisse“. In: Barbara Steiner (Hg.). Das eroberte Museum. Zu Carte Blanche, einem Forschungsprojekt der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig. Berlin 2011: 106 ff, 190ff, 237 ff.
Schäfer, Julia. „Curating in Models....”. In: Negotiating Spaces. The New Exhibition Building of the Museum of Contemporary Art in Leipzig by as-if berlinwien. Berlin 2010: 85 ff.
Stecker, Heidi und Barbara Steiner (Hg.). Sammeln. Bestandskatalog der Galerie für Zeitgenössische Kunst. Leipzig 2007.

 

 

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