I. Dynamisierung von Räumen und Orten

Raum-Bewegungs-Reflexionen. Choreografische Auseinandersetzungen mit Orten und Räumen

Christina Thurner (Bern)
Moderner Tanz sprengt seit Beginn des 20. Jahrhunderts klassische Raummodelle und Zuschauerkonventionen. Nicht mehr (nur) das Guckkastentheater wird choreografisch bespielt, sondern auch andere Orte – von antiken Tempelruinen über Wolkenkratzerdä-cher bis zum Tiefgaragentreppenhaus. Als temporäre Bühnen sollen sie wiederum auf den Tanz und die Wahrnehmung davon (zurück )wirken. Dieser Beitrag geht von der These aus, dass die bewegte Aneignung, das Aktivieren und Neu-Organisieren von Räumen dabei nicht nur vollzogen, sondern als Prozess auch rezipierbar gemacht und in seinen Möglichkeiten und Begrenzungen reflektiert wird. Er zeigt an Beispielen, wie solche Raum-Bewegungs-Reflexionen als choreografische Auseinandersetzungen mit dynamisierten Orten und Räumen und damit auch als bewegliche Architekturen zu deu-ten sind.

/REFLUX/ /HERZKAMMER/ /EATING DISORDER/ /PROTHESEN/ /NEUROSEN/ /KRUSTEN/ /NEURAL ENHANCEMENT/ /OSMOSE/ /GESAMTKÖRPERKUNSTWERK/ /PARASITEN/ /OFFENE BRÜCHE/

Demian Wohler (Oberhausen/Berlin)
Die folgenden Überlegungen haben nicht einen, sondern elf Titel. Sie ballen sich nicht zu einer bestimmten These zusammen, welche dann in einer einzigen Überschrift destilliert werden könnte, sondern schweben eher wie Gedankenwolken im Raum. Und dazwischen ist immer viel Platz für eigene, weiterführende oder verbindende Gedanken. Aber wenn du es nun in einem Satz beschreiben müsstest, wäre es: der Versuch, Theaterarchitektur als einen in ständigem Wandel begriffenen Organismus zu betrachten.

Ein Ausstellungsgebäude als diskursive Position

Christian Teckert für as-if berlinwien
Die Planung der GFZK-2, des zweiten Ausstellungsgebäudes der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig, stellt einen Versuch dar, mittels Architektur einen Diskurs über kritisch-reflexive künstlerische und kuratorische Praktiken zu verräumlichen. Das Konzept für das 2005 eröffnete Gebäude beruht maßgeblich auf der Auseinandersetzung mit Diskursen der „relationalen Ästhetik“, der „kontextkritischen“ Kunst sowie auf dem Interesse, Widersprüche, Antagonismen, Kontingenzen als produktive Momente einer kuratorisch-räumlichen Denkweise zu verstehen. In einem engen Dialog mit der damaligen Leiterin Barbara Steiner entstanden, ging es darum, ein Ausstellungsgebäude performativ zu denken und die Bestandteile einer Institution als sichtbare Ebenen eines immer komplexer werdenden institutionellen Dispositivs zu gestalten. Das Anliegen, die Funktionsweisen der Institution und die Rahmenbedingungen des Zeigens mit „auszustellen“, resultierte in einer Architektur, die keinen finalen Zustand kennt und deren verschiebbare Elemente permanente Neuverhandlungen erfordern.

PUZZLE

Julia Schäfer (Leipzig)
Die Idee des Puzzles wird Ausgangspunkt zur Entwicklung eines experimentellen Ausstellungsprojektes im Neubau der Leipziger Galerie für zeitgenössische Kunst, das sich auf die Sammlung des Hauses und deren Kontexte stützt. Das flexible Raumgefüge und das Verständnis der Sammlung als Narration einer spezifischen an den Ort gebundenen Geschichte führen zu einer Form des dynamischen Kuratierens. Gemeinsam mit acht verschiedenen Protagonist*innen oder Gruppen entstehen insgesamt 34 Puzzle-Teile in Form von Projekten, Ausstellungen und Installationen, die in zehn Raumzonen teils gleichzeitig, teils nacheinander präsentiert werden. Im Prozess wurde „Puzzle“ zu einem offenen System, das im Zusammenfügen nicht nur eine Gestalt annehmen kann.

Die Wege, das Umherschweifen, die Begegnung - Territorien zwischen Ausstellung und Performance im öffentlichen Raum

Britta Peters (Bochum) mit Dirk Baumann (Dortmund)
Mit dem Dortmunder Dramaturgen Dirk Baumann spricht Britta Peters, Leiterin von „Urbane Künste Ruhr“ und Kuratorin bei „Skulptur Projekte Münster 2017“, über das ortsspezifische Kuratieren zwischen Ausstellen und Aufführen im öffentlichen Raum. Dabei geht es unter anderem um die Bewegung der Körper – der Akteur*innen, der Besucher*innen, der Performer*innen – in und mit Orten und Räumen, deren Nutzung durch diese Bewegung neu geschrieben werden kann.