I. BEWEGUNG + ARCHIV

BEWEGUNG UND ARCHIV: Ein medienarchäologischer Zugang zum Tanz

Wolfgang Ernst (Berlin)
Was meint der im Untertitel dieses Beitrags angedeutete "medienarchäologische Zugang" zum Tanz? "Archiv" verstehe ich hier, in Anlehnung an Michel Foucaults Klassiker "Archäologie des Wissens", nicht allein als die Institution regelgeleiteten Gedächtnisses, nicht allein als den Ort, an dem sich eine Kultur oder Gesellschaft eine Remanenz verschafft, sondern ebenso den anderen Sinn des Begriffs Archiv, an den auch Jacques Derrida in seinem Buch "Mal d'archive" erinnert hat: die arché, also die Möglichkeitsbedingung, hier: die medientechnische Aufzeichenbarkeit von Bewegung. Das Archiv gerät damit selbst in Bewegung; Archiv und Tanz konvergieren.

Verlorenes Wissen – Tanz und Archiv

Franz Anton Cramer (Berlin)
Verlorenes Wissen ...: Wenn Tanz sich gemeinhin über eine Eigenschaft definiert, die eigentlich gar keine ist, nämlich seine substantiale Spurlosigkeit, welche Bestandteile können dann überhaupt als Wissenselemente für Tanz und Performance bewahrt und gespeichert werden? Oder ist in der zeitgenössischen Praxis gerade die Hervorbringung von Quellen eine Grundaufgabe des Tanzes und somit ontologisch bedeutsamer als das Verschwinden?